Wie ich zum Schreiben kam

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe mich schon sehr früh für das Lesen und Schreiben begeistert und beherrschte es größtenteils bereits bei der Einschulung.

Als ich sieben Jahre alt war, traf mich der erste schwere Schicksalsschlag. Danach stand meine Welt Kopf. Nichts war mehr wie zuvor. Alles war aus den Fugen. Für meine Eltern, die damals beide noch sehr jung waren, war es nicht das erste traumatische Ereignis ihrer jeweiligen, bis dato noch sehr kurzen Biografie aber das habe ich erst viele Jahre später erfahren, beziehungsweise herausgefunden.

 

Ich möchte an dieser Stelle nicht ausführlicher werden, denn es geht hier um mich und darum, wie ich zum Schreiben kam.

 

Außer der bedingungslosen Liebe, die ich in meinen ersten Lebensjahren erfahren habe, und die mich bis heute trägt, hat das Lesen und Schreiben mich gerettet. Solange ich denken kann, war das so...immer und immer wieder. Neben einigen lieben Menschen, denen ich begegnen durfte, der Musik und dem Tanzen.

 

Ich habe schon sehr früh, sehr viel mehr ertragen und erleiden müssen, als sich die meisten Menschen vorstellen können. Es gibt nicht Wenige, die Leid erfahren. Aus den unterschiedlichsten Gründen, in völlig verschiedenen Ausprägungen und Häufungen. Einige zerbrechen an diesen Schicksalsschlägen. All diesen Menschen und ihren Angehörigen gilt meine Anteilnahme und meine Liebe. Ich hatte schlicht und ergreifend Glück im Unglück. Ich betrachte es nicht als Leistung, dass ich all das, was mir passiert ist, überlebt habe.

Ich habe diesen Umstand ein paar Zufällen und meiner Gabe zu verdanken. Ich erwähne das an dieser Stelle nicht aus Gründen der Tiefstapelei, sondern weil mir diese viel zu zahlreichen, zynischen Sprichwörter, die zwar sehr alt, allerdings bis heute immer noch im Umlauf und allgegenwärtig sind, ziemlich auf die Nerven gehen. Zum Beispiel: „Jeder ist seines Glückes Schmied!“, „Jeder bekommt, was er verdient!“ oder „...was er ertragen kann!“

Ich habe mir ganz fest vorgenommen, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben, in dem ich die Kälte, die Dummheit sowie die fehlende Empathie, die im Kern dieser Äußerungen enthalten sind, zu entlarven wissen werde. Denn Sprüche, wie die oben erwähnten, setzen vor allem sensible Menschen unter Druck, sorgen für Ausgrenzung und machen „mundtot“, an Stellen, an denen das sich mitteilen, gehört und verstanden werden, von allergrößter Wichtigkeit wäre.

 

Des Weiteren kann ich vielen dieser sogenannten Motivationstrainern rein gar nichts abgewinnen, die die Botschaft aussenden: Jeder kann alles schaffen und es ist nie für irgendetwas zu spät.

Ich habe viele Gespräche und Diskussionen zu diesem Sujet geführt und miterlebt. Einige Menschen um mich herum sagten, dass sie sich durchaus motiviert und angeregt fühlen, durch bestimmte Beispiele, wie Menschen (vorwiegend aus der Welt der Prominenz) es geschafft haben, wieder aufzustehen nachdem sie gefallen sind. Ich freue mich über alles, jedes und jeden, das/der für andere hilfreich ist. Aber was ist mit all jenen, die dadurch noch stärker an sich selbst zweifeln, als sie es ohnehin schon tun? Die sich fragen: „Der oder die hat es doch auch geschafft – warum gelingt mir das nicht?“

 

Warum dieser kleine Exkurs an dieser Stelle?

Die Wahrheit, die fast niemand wissen oder hören will, ist: Der Eine schafft es, der Andere nicht. Und die, die es nicht schaffen, sind daran in der Regel nicht selber Schuld, sondern benötigen Hilfe und Unterstützung.

 

Also wie gesagt, Lesen und Schreiben waren immer meine große Liebe und Leidenschaft. Allerdings hat es mich viele Jahre nur peripher begleitet.

Meinen ersten Roman begann ich mit neunzehn Jahren zu schreiben. Ich kam allerdings nie auf die Idee, dass dies eines Tages mein Beruf werden könnte. Mehr als zwanzig Jahre später hatte ich einen Autounfall. Es war weder mein Erster noch der Schlimmste aber er war etwas anderes: Nämlich die Tollkirsche auf einer ziemlich großen, verdorbenen Torte mehrerer unschöner Ereignisse, die in verhältnismäßig kurzer Zeit auf mich einprasselten. Ich war ausgeknockt. Dass ich traumatisiert war, stand relativ schnell fest. Dass diese giftige Kirsche allerdings auch zu einer sogenannten Retraumtisierung geführt hatte, sollte sich erst Jahre später herausstellen.

Einige Monate nach besagtem Unfall, als es allmählich anfing mir besser zu gehen, ich aber immer noch nicht wieder an meinen Arbeitsplatz zurück kehren konnte, wurde ich unruhig. Ich hatte bis dato einen Beruf ausgeübt, der durch ein hohes Maß an Verantwortung sowie psychische und physische Belastungen gekennzeichnet war. Heißt übersetzt: Ich fühlte mich wie ein (wenn auch immer noch ziemlich angeschlagenes) Rennpferd, das in seiner Box an der Startlinie steht und nicht loslaufen kann.

So schnappte ich mir eines Tages mein kleines schwarzes Buch, in dem ich, immer wieder einmal, kurze Texte sowie Ideen festgehalten hatte, setzte mich an meinen Computer und fing an zu schreiben. Ich schrieb und schrieb und bemerkte erst allmählich, was daraus eventuell werden könnte.

 

So ist mein erster Krimi entstanden.

 

Der Weg bis zur Veröffentlichung war lang und steinig. Aber ich möchte die zahlreichen Erfahrungen, die ich in dieser Zeit und den darauf folgenden Jahren machen durfte, nicht missen.

 

Was meines Erachtens für das (erfolgreiche) Schreiben gilt: Neben Talent, viel Arbeit und Eigeninitiative, gehört auch eine großzügige Portion Glück dazu, es beruflich ausüben zu können. Ob mir das dauerhaft gelingen wird, weiß ich nicht. Aber ich bin wild und genussvoll entschlossen, es zu versuchen.

 

Ich schreibe, wie bereits erwähnt, weil mir das Schreiben mehr als einmal das Leben gerettet hat und außerdem (jedenfalls meistens) einen Popo voll Freude bereitet. Mindestens genauso schön war es, die Erfahrung zu machen, dass andere Menschen Freude am Lesen meiner Bücher haben.

 

An all Diejenigen, die schreiben oder es tun möchten – ich denke, fühle und habe selbst erfahren: Wer das Schreiben liebt und in sich trägt, den wird es finden.